Ich lass mir meine schlechte Laune (nicht) verderben!

negative Gedanken

Jeder von uns hat schlechte Tage, an denen so gar nichts funktionieren möchte. Man hat verschlafen, bekommt schlechte Laune, verschüttet in der Eile seinen Kaffee, dann kommt ein Stau auf dem Weg zur Arbeit, wir haben Kopfschmerzen, die Kollegen oder der Chef wollen unmögliche Dinge von uns…die ganze Welt hat sich gegen uns verschworen! Aber ist das wirklich so? Ich denke, eher nicht!

Die rosarote…oder auch die schwarze Brille

Ein Teil unseres Problems liegt in unserer Wahrnehmung. Das menschliche Gehirn filtert bei der Informationsverarbeitung alles heraus, was nicht zu unseren Annahmen passt. Sind wir verliebt, sehen wir alles durch die rosarote Brille…die Welt ist einfach nur schön! Haben wir aber einen richtig miesen Tag, tragen wir eine schwarze Brille. Wenn wir also nur Negatives erwarten, nehmen wir die strahlende Sonne, die schönen Blumen am Wegesrand, das nette Lächeln mancher Kollegen überhaupt nicht wahr. Die schönen Dinge passen einfach nicht zur Tagesstimmung – man will sich „seine schlechte Laune nicht verderben lassen“. 😉

Was bringen mir negative Gedanken?

Auch ich war lange Zeit ein Opfer der bösen Welt da draußen und habe mich fürchterlich über alles Mögliche aufgeregt. Vermutlich kennt ihr alle den Spruch:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Ich kannte ihn schon sehr lange und habe ihn nie wirklich verinnerlicht, bis ich ein Beispiel des Persönlichkeits-Trainers Christian Bischoff dazu gehört habe. In dem Beispiel ging es um die steigenden Benzinpreise, über die sich jeder ständig aufregt. Aber kann ich es ändern, dass die Preise steigen? Nein! Ändert es die Preise, wenn ich mich darüber aufrege? Nein! Es bleibt mir also nur, die gegebenen Preise hinzunehmen. ABER: Ich kann mir überlegen, wie ich mehr Geld verdienen kann, sodass mir die gestiegenen Preise nichts mehr ausmachen. Denn das ist etwas, das ich tatsächlich ändern kann. Ab da habe ich endlich kapiert, dass mir all die Aufregung einfach rein gar nichts bringt…außer eben schlechter Laune!

Negativität zieht Negativität an

Ein weiterer Teil des Problems richtig mieser Tage liegt in unserer inneren Einstellung. Francis Galton, ein Cousin Darwins und unter anderem Begründer der Differenzialpsychologie, hat ein sehr interessantes Experiment im Bezug auf die innere Einstellung durchgeführt:

Eines Tages hat er sich vor seinem allmorgendlichen Spaziergang intensiv vorgestellt, der meistgehasste Mensch Englands zu sein. Er hat diese Vorstellung ganz tief verinnerlicht und sich auf seinen Weg gemacht. Im Gegensatz zu sonst reagierte seine Umwelt an diesem Tag plötzlich ganz anders auf ihn. Die Menschen auf der Straße beschimpften ihn oder wandten sich in Abscheu von ihm ab. Ein Hafenarbeiter rempelte ihn an, sodass er fiel. Doch damit nicht genug! Selbst auf Tiere hat sich seine innere Einstellung übertragen und ein Droschkengaul schlug nach ihm aus, traf ihn schmerzhaft an der Hüfte und er fiel erneut. Das führte zu einem Volksauflauf. Doch statt ihn zu unterstützen ergriffen die Menschen Partei für das Pferd und er beeilte sich nur noch schnell nach Hause zu kommen.

Dieses Experiment wurde als „Francis Galtons famous walk“ bekannt und zeigt uns zwei Dinge:

  1. Der Mensch wird, was er denkt und
  2. Er muss seiner Umwelt nicht einmal seine innere Einstellung mitteilen, denn sie spürt es und reagiert darauf.

An dieser Stelle sei jeder dazu eingeladen, dass Experiment selbst nachzumachen! Aber vorsicht, bitte erschreckt euch nicht über die Reaktionen 🙂

Was sagt der Körper dazu?

Nachdem sie lange Zeit getrennt voneinander betrachtet wurden hat die moderne Medizin inzwischen anerkannt, dass Körper und Geist untrennbar miteinander verbunden sind. Im medizinischen Kontext gibt es beispielsweise den Placebo-Effekt. Er beschreibt eine Verbesserung körperlicher Beschwerden allein durch den Glauben an die Wirksamkeit einer „Pille“.  Zudem gibt es den entsprechend gegensätzlichen Nocebo-Effekt (Glaube an die negative Wirkung eines Medikaments und körperliche Verschlechterung).

Aber auch im Alltag kann man die Auswirkungen von Gedanken auf den Körper erkennen. Schaut man in die Gesichter seiner Mitmenschen, sieht man es besonders bei älteren Menschen. Überwiegend positive Gedanken lassen sich beispielsweise an Lachfalten erkennen. Haben aber negative Gedanken ihr Leben bestimmt, erkennt man Sorgen- oder Zornesfalten etc..

Ein Experiment zur Verbundenheit von Geist und Körper, das jeder ganz schnell nachmachen kann, ist das folgende: Schließe die Augen und stelle dir eine saftige Zitrone vor. Nimm sie gedanklich in die Hand, rieche daran und schneide sie in zwei Hälften, sodass der Saft herausquillt. Dann beiße in Gedanken herzhaft hinein und beobachte die Reaktion deines Körpers. Die meisten werden feststellen, dass im Mund vermehrt Speichel produziert wird und sie das Gesicht verzogen haben, als hätten sie tatsächlich in die Zitrone gebissen.

Negative Gedanken wirken ebenso wie positive auf den menschlichen Körper,  können aber langfristig zu Beschwerden führen. Beispiele hierfür sind vermehrtes Schwitzen und Nervosität, Kopf- oder Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden oder ein geschwächtes Immunsystem. Sie können also durchaus krank machen!

Wie kann man negative Gedanken vermeiden?

Schon vor einiger Zeit hatte ich für mich beschlossen, mich nicht mehr so oft aufzuregen und das auch ganz passabel gemeistert. Da ich aber immer gerne neue Dinge ausprobiere, die eine Steigerung des Wohlbefindens versprechen, stolperte ich eines Tages über eine Idee von Pastor Will Bowen. Er wollte in seiner Kirchengemeinde das Jammern verringern und gab seinen Schäfchen lilafarbene Armbänder, die sie bei jedem Nörgeln, Beschweren oder Lästern von einem Handgelenk zum anderen wechseln sollten. Das Ziel war 21 Tage ohne einen Wechsel des Armbandes zu erreichen.

Die 21 Tage als Richtdauer für die Änderung von Gewohnheiten kamen daher, dass der Chirurg Maxwell Maltz in den 1950er Jahren feststellte, dass sich seine Patienten in der Regel innerhalb von 21 Tagen an die Veränderung nach einer OP gewöhnt haben. Eine Studie von Phillippa Lally und ihrem Team hat in 2009 gezeigt, dass die 96 Teilnehmer 18 bis 254 Tage für das Ändern einer Gewohnheit benötigten. Da sie im Durchschnitt 66 Tage brauchten, geht man heute von 66 Tagen als Richtwert aus.

Ich habe eine etwas abgewandelte Version von Bowens Idee ausprobiert

  1. Zum einen habe ich jeden, wirklich absolut jeden negativen Gedanken eingeschlossen. Jedes Jammern, Schimpfen, Beschweren, Lästern, Selbstzweifel, Ungeduld, Genervt sein…einfach alles! Ich habe gelesen, dass sich im Schnitt jeder ca. 10-30 Mal pro Tag beschwert. Trotz meiner „Vorarbeit“ hinsichtlich des Nicht-Aufregens war ich aber extrem überrascht, wie viele negative Gedanken ich tatsächlich hatte. Ich habe keine Ahnung woher die Zahlen kamen, aber an durchschnittlich 10-30 Mal glaube ich nicht wirklich, die Zahl muss sehr viel höher sein…
  2. Zum anderen habe ich einen Wechsel zum anderen Handgelenk auch ohne negative Gedanken genutzt. Ich trage mein Armband lieber am rechten Arm und nach Bowens Methode hätte nur ein weiterer negativer Gedanke einen Wechsel von links nach rechts ermöglicht. Das ist natürlich kontraproduktiv. Um trotzdem wechseln zu dürfen, musste ich an etwas denken, wofür ich dankbar bin.

Meine Erkenntnisse

  • Durch Achtsamkeit bemerkt man erst einmal, wie negativ man unbewusst tatsächlich ist. (Das war erschreckend!)
  • Mich hat es anfangs extrem genervt, ständig das Armband wechseln zu müssen!
  • Es ist möglich, die negativen Gedanken extrem zu reduzieren, wenn man erst einmal bewusst darauf achtet.
  • Es gibt sehr viel mehr Dinge für die ich dankbar bin, als ich dachte.
  • Ich weiß auch viele sehr kleine Dinge zu schätzen. (Mein Leben ist wirklich schön, auch wenn es nicht immer optimal läuft!)
  • Der gesamte Fokus ändert sich. Mir fallen immer mehr Sachen auf, die das Leben schön und lebenswert machen und über die ich mich freue. …und sei es nur eine süße kleine Schnecke im Garten oder ein hübsches Blümchen am Wegesrand 😉

Eine zeitliche Begrenzung habe ich mir nicht gesetzt, genauso wenig ein Ziel von X Tagen. Ich habe die positiven Effekte festgestellt und es einfach so gut wie möglich dauerhaft in mein Leben integriert. Das klappt manchmal besser, manchmal schlechter…aber so ist das Leben eben 🙂


Ich hoffe, der Beitrag wird seinen Teil dazu beitragen auch dein Leben ein wenig positiver zu machen! 

Bist auch du oft zu negativ eingestellt? Oder hast du eines der Experimente ausprobiert?
Lass uns doch an deinen Gedanken teilhaben! 🙂

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Foto & Bearbeitung: Nerd Hexe



 

 

6 thoughts on “Ich lass mir meine schlechte Laune (nicht) verderben!

  1. Regina says:

    Liebe Sabrina, das Gespräch heute mit dir war ein wirklich gutes Gespräch. Danke dir dafür! Es ließ mich diesen Artikel lesen- wie gesagt, ich hatte gestern keine Zeit – nein ich hätte sie mir nehmen können, aber ich war gestern mit anderem beschäftigt :). Sehr viel Wahres steckt in deinen Worten – und man sollte wirklich versuchen, das eine oder andere auszuprobieren. Und es stimmt, schlechte Laune steckt an! Doch dann muss man wirklich sagen, hey, lass deine üble Laune bei dir – bin nicht empfänglich. Das klappt. Ein kluger Mann hat einmal gesagt: Wenn man die Wörter MUSS und ABER aus seinem Wortschatz verbannen würde, wäre das der richtige Weg, um glücklicher zu werden – hm, auch dies wäre einen Versuch wert. Ich muss gleich noch kochen, aber vorher..nein : Ich werde gleich noch kochen, doch vorher werde ich diese Mail beenden. Dir einen sonnigen Tag – drinnen und draußen! Schön, dass es dich gibt! 🙂

    • Sabrina says:

      Liebe Regina,
      zunächst einmal möchte ich mich ganz herzlich für die späte Antwort entschuldigen! Nach dem Blogbeitrag diese Woche ahnst du wahrscheinlich schon, wie viel bei mir los war und da bekamen zunächst andere Dinge vor meinem Blog entsprechende Prioritäten – auch wenn mir das wirklich nicht leicht gefallen ist 🙂
      Danke für deinen lieben Worte! Ich habe mich auch total gefreut, dich zu treffen und unser Gespräch war mir eine sehr große Freude…du hast den schönen Tag noch ein bisschen schöner gemacht! Das können wir sehr gerne bei nächster Gelegenheit wiederholen 😉
      Bleib bitte so ein toller Mensch & bis hoffentlich bald! :*

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